Die Studienfahrt des sprachlichen Schwerpunktes 2018/2019

Den Gegensatz von kultureller Historie und Moderne entdecken, gerade dies scheint oberstes Ziel einer sprachlich-orientierten Studienfahrt. Der im diesjährigen Schuljahr erfolgte Besuch der Hauptstadt des Vereinigten Königreiches bot allen Teilnehmenden die Möglichkeit, einen Einblick hinter die Fassaden von Buckingham Palace und London Eye zu gewinnen.

Leeste, ein Samstagabend in den letzten Tagen des Augusts. Gemeinsam verlassen die Schülerinnen und Schüler des 12. Jahrgangs, die allesamt den sprachlichen Schwerpunkt belegt haben, den schulischen Busparkplatz. Verlassen die Gemeinde Weyhe für die englische Metropole London. Nach einer nächtlichen Überfahrt werden die Kreidefelsen von Dover erblickt, der Reisebus rollt von der Fähre, schlängelt sich in den Wogen der morgendlichen Verkehrsmassen von Kreisverkehr zu Kreisverkehr, erreicht schließlich das zukünftige Domizil im Herzen der Stadt London.

Noch am gleichen Tag prägen sich einem jeden von uns Schülerinnen und Schülern erste Eindrücke ein. Im vielfältigen Viertel Camden Town fühlen wir den Puls einer Stadt, die sich bewegt zwischen Moderne und Traditionalismus. Und Alternativen, welche eben diese Gegensätze zu verbinden suchen. Die ehemaligen Markthallen und Ställe sind erfüllt von Gerüchen aller erdenklichen kulinarischen Spezialitäten, von den Klängen dargebotener Schalplatten und der Farbvielfalt von Kleidung aus einer anderen Zeit.

Auch während des am gleichen Abend stattfindenden „Sherlock Walks“ werden wir dieser Vielfalt Londons gewahr. Geführt durch die Kulissen, welche Doyle einstmals für seinen Musterdetektiv verwendete, bewegen wir uns zwischen historischen Gebäuden und solchen, deren Schaufenster erleuchtet sind von digitalen Werbebildschirmen. Gebäude, die nur noch erahnen lassen, dass Holmes und Watson hier ihren Ursprung haben.

Die folgenden Tage bis zur Abreise an einem sonnigen Donnerstagabend geleiten uns über Asphalt, hinein auf betongegossene Böden, zu tiefgrünen Wiesen. Wir wollen die größten Sehenswürdigkeiten nicht missen und übergeben drei Teilnehmenden die Verantwortung, mit Tube und Doppeldecker die Innenstadt zu erkunden. Vorbei am Trafalgar Square gelangen wir zum politischen Herzen – Downing Street – und wollen auch Westminster Abbey. Immer wieder zieht es uns hin zu solchen Stätten historischer Bedeutung. So auch am letzten Tag, wo ein jeder die Chance hat, am Royal Observatory seine Armbanduhr nach „Greenwich Time“ zu stellen. Den berühmten Teeschiffer „Cutty Sark“ darf man ebenso nicht unbesucht lassen, und so bleibt neben kultureller Vielfalt auch der Preis für diese im Gedächtnis. Haben viele erstmals die Grausamkeit der Opium-Kriege in den „ostindischen“ Kolonien kennengelernt, erhält das „Empire“ nun neue Gesichtszüge.

Gesichtszüge, denen wir uns auch anderweitig zu widmen gedenken. Erneut von Teilnehmenden angeleitet, brechen wir am Mittwoch auf, um das Viertel „East End“ genauer zu betrachten. Zielpunkt insbesondere indischer Immigranten, hat sich im Laufe der Jahrzehnte eine segmentierte Gesellschaft herausgebildet. Ein Kontrast, der nicht bloß durch die niedriggeschossigen Ziegelsteinbauten auffällig wird. Schriftzüge eines tausende von Kilometern entfernten Kontinents plakatieren die Ladenzeilen. Dass in dieser Metropole nicht von einem „Melting Pot“ zu sprechen sein kann, wird spätestens nach diesem Besuch jedem Schüler bewusst geworden sein.

Vielfältig waren sie, diese wenigen und doch so aufregenden Tage inmitten der Hauptstadt Großbritanniens. Doch so intensiv diese auch gewesen sein mögen, es waren zugleich Freude und Entdeckungslust, die jeden Augenblick dieser Fahrt zu einem Unvergesslichen werden ließen.

Ein Artikel von Florian Wichert, 12. Jahrgang